Aktive Wehr - Chronik
1923
1. Personalien/ Mitglieder
Am 11. März 1923 feiert die Freiwillige Feuerwehr ihr 34. Stiftungsfest.
Aus diesem Anlass erhalten Auszeichnungen für
30-jährige Dienstzeit
:
F. Otto sen.
20-jährige Dienstzeit
:
O .Rath, A. Schimpf, W. Kuhblank, A. Mälzner,
F. Wand sen.
10-jährige Dienstzeit
:
P. Huffziger, Th. Häusgen, F. Klimpel, P. Walther,
O. Brode, C. Schmidt, F. Bornschein, H. Kassler,
F. Otto jun.
Protokollbuch
2. Geräte/ Ausrüstung
3. Einsätze/ Brände
Oktober
Großfeuer in Burgstaden. Es brennt ein Geräteschuppen
des Gutsbesitzers Busch. Mitten in den Löscharbeiten
ereignet sich ein großes Unglück.
Der Vorbau stürzt ein und verletzt 15 Mann teils schwer.
Die Lauchstädter Sanitäts- Kolonne leistet den Verunglückten
erste Hilfe.
Protokollbuch
Juni
Hochwasser
Für ihre ausgiebige Hilfeleistung bei der Hochwasserkatastrophe
wird der Freiwilligen Feuerwehr Dank ausgesprochen.
Lauchstädter Nachrichten
4. Veranstaltungen/ Versammlungen
5. Sonstiges
Es wird der Vorschlag unterbreitet, die Auszeichnungen bei einer Dienstzeit von
5 Jahren auf 10 Jahre zu erhöhen.
Protokollbuch
Großfeuer und Brandunglück in Burgstaden.
Im benachbarten Burgstaden brach am vergangenen Mittwoch früh gegen 4 Uhr auf dem
Gute des Gemeindevorstehers Paul Busch Feuer aus. Die mit den Erntevorräten von 70
Morgen Land gefüllte, erst neu erbaute Scheune war in kurzer Zeit in ein einziges
Flammenmeer gehüllt, welches den Morgenhimmel, trotz des Nebels hell erleuchtete,
so dass der Brand weithin sichtbar war. In allen umliegenden Ortschaften erfolgte sofort
die Alarmierung der Feuerwehren. Auch die hiesige Freiwillige Feuerwehr rückte
schnellstens zur Brandstelle ab. Die Wehren traten sofort in Tätigkeit, leider konnte aber
ein Teil davon keine intensive Eindämmung des Feuers ausüben, da Wassermangel
herrschte; dieses musste erst teilweise mit Wagen herangeschafft werden. Gegen ¾ 6 Uhr
morgens stürzte in dem Tätigkeitsfelde der Lauchstädter Feuerwehr unter furchtbarem
Krach das Vordach der neben der Scheune befindlichen Toreinfahrt herab und begrub
unter sich eine ganze Anzahl Wehrleute und Polizeibeamte. Auch mehrere auf den Leitern
in voller Tätigkeit befindliche Wehrleute stürzten ab, da die Leitern teilweise
zusammenbrachen. Ein Wehrmann, welcher sich auf dem Dach befand, stürzte mit diesem
in die Tiefe, er kam glücklicherweise mit Hautabschürfungen davon, zwei konnten sich
durch einen kühnen Sprung auf das Nebendach des Stallgebäudes retten.
Die Feuerwehr sowie andere hilfsbereite Leute sprangen hinzu und befreiten die darunter
liegenden. Die hiesige Sanitätskolonne war hilfsbereit zur Stelle und leistete die erste
Hilfe. Auch waren sogleich die beiden hiesigen Ärzte anwesend, welche für sachgemäße
Behandlung der Verletzten sorgten.
Folgende Personen trugen Verletzungen davon:
1. Otto Rath
–
Verstauchung beider Arme und Beine.
2. Kurt Rath
–
Bruch der Kniescheibe.
3. Schewe
–
schwere Verstauchung des Rückgrates.
4. Frey
–
Quetschung der Brust.
5. Schmidt
–
Quetschung der Brust und Verlust von 5 Zähnen.
6. Möbius
–
Quetschung der Brust und des rechten Oberschenkels.
7. Willi Schütz
–
Auskugelung des linken Oberarmes und Verletzung des
linken Beines
8. Gorgas
–
Gehirnerschütterung und Quetschung des linken Armes.
9. Polier Schimpf, Burgstaden – Verletzung des Kopfes.
Der zweite der Verletzten, Kurt Rath, wurde am gleichen Tag in die Hallesche Klinik
gebracht. Lebensgefahr besteht bei keinem der Verletzten.
Zur Bekämpfung des Brandes traf gleich nach dem Unfall die Merseburger Motorspritze
ein, die am Teiche Aufstellung nahm und die Löscharbeiten in kurzer Zeit beendete.
Das zur einen Seite liegende Wohnhaus und zur anderen Seite befindliche Stallgebäude
blieb verschont. Der Schaden ist trotzdem ein gewaltiger. Man vermutet Brandstiftung,
durch einen am Tage vorher entlassenen Knecht. Die Polizei ahndet eifrig nach dem Täter.
Anlässlich unseres Brandes sagen wir allen Feuerwehren, Spritzenmannschaften, Polizei-
beamten, Einwohnern und Freunden aus Nah und Fern, die sich hilfreich, teilweise unter
Einsetzung ihres Lebens an den Löscharbeiten beteiligten und mit dazu beitrugen, dass das
Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb,
herzlichen Dank!
Burgstaden, im November 1923.
Familie Paul Busch